Da die Winter immer später beginnen und der Schnee früher schmilzt, kann der weltweite Rückgang der Schneedecke dramatische Auswirkungen auf Tiere haben, die mit den Jahreszeiten die Farbe ihres Fells oder Federkleids wechseln. Ein internationales Team von Wissenschaftern unter Mitwirkung von Prof. Klaus Hackländer (Universität für Bodenkultur Wien) hat herausgefunden, ob diese Tiere ihre Überlebensstrategie im Zuge des Klimawandels anpassen können. Die renommierte Fachzeitschrift „Science“ hat heute den entsprechenden Artikel veröffentlicht.

Farbwechsel als Überlebensstrategie

21 Arten von Säugetieren und Vögeln sind auf die Fähigkeit angewiesen, die Farbe ihres Fells oder Federkleids von braun im Sommer zu weiß im Winter zu ändern, um tödliche Begegnungen mit Fressfeinden zu vermeiden. In einigen Teilen ihres Verbreitungsgebietes verzichten die Vertreter dieser Arten aber auf die weiße Umfärbung und bleiben auch im Winter braun.  "Hermeline in den südlichen USA und Schneehasen in Irland z.B. bleiben das ganze Jahr über braun", so BOKU-Experte Klaus Hackländer. "Das ist eine genetische Anpassung, um die Tarnung in Gebieten mit unregelmäßig auftretendem oder spärlichem Schnee zu erhalten."

Neben dieser radikalen Anpassung gibt es aber auch innerhalb des Verbreitungsgebietes unterschiedlich lange „Weißphasen“. Hackländer fand bereits heraus, dass die Umfärbung des Schneehasen in den Alpen sehr variiert: Hasen in den Zentralalpen sind im Herbst früher weiß und wechseln später zum braunen Sommerfell als Individuen, die z.B. in den Südalpen leben – ein Ergebnis langfristiger Anpassung. Bei manchen dieser Arten gibt es auch polymorphe Populationen, die je nach Winterhärte aus unterschiedlichen Anteilen von weiß werdenden oder braun bleibenden Tieren bestehen. Der rasch voranschreitende Klimawandel überfordert jedoch manche Arten in ihrer Anpassungsfähigkeit und führt zum lokalen Aussterben und damit Arealverkleinerungen. 

Polymorphe Populationen im Vorteil

Im aktuellen Artikel der Fachzeitschrift Science identifizieren die Wissenschafter Gebiete, die eine schnelle "evolutionäre Rettung" für vom Klimawandel bedrohte Arten fördern könnten. Es wurden "polymorphe Zonen" für acht farbverändernde Arten festgehalten - u.a. Hasen, Wiesel und Polarfüchse. In diesen Zonen koexistieren im Winter sowohl braune als auch weiße Individuen: "Die winterbraunen Individuen sind dort besser an kürzere Winter angepasst. Durch sie sind diese polymorphen Populationen darauf vorbereitet, eine rasche Evolution in Richtung Winterbraun anstelle von Weiß zu fördern, wenn sich das Klima ändert", so Hackländer.

Die Autoren betonen, dass diese Hotspots für evolutionäre Rettung keine Bollwerke darstellen, die Auswirkungen des Klimawandels auf Wildtiere verhindern. "Letztendlich muss die Welt die Kohlendioxidemissionen reduzieren, sonst werden die Klimaeffekte die Fähigkeit vieler Arten zur Anpassung überfordern", sagte der Initiator der Studie Scott Mills von der Universität Montana.

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