START-Preis


Rupert Seidl wird mit dem Projekt „Forest disturbance in a changing world“ in das START-Programm des Österreichischen Wissenschaftsfonds aufgenommen.

Der Klimawandel hat tiefgreifende Auswirkungen auf einen Vielzahl von ökologischen Prozessen und beeinflusst zunehmend die Artenzusammensetzung, Struktur, und Funktion von Ökosystemen. Die hohe Geschwindigkeit des fortschreitenden Wandels stellt vor allem für langlebige Ökosysteme wie Wälder ein Problem dar. So haben z.B. Störungen durch Wind, Borkenkäfer und Waldbrand in den vergangenen Jahrzehnten bereits deutlich zugenommen. Die langfristigen Änderungen in derartigen Störungsregimes im Wald sowie deren Auswirkungen werden jedoch erst bruchstückhaft verstanden, was eine entsprechende Anpassung im Management von Ökosystemen stark einschränkt. Ziel von Dr. Seidls START Projekt ist es, ein tieferes systemisches Verständnis über die Einflussfaktoren auf Störungsregimes zu erlangen, deren Auswirkungen auf biologische Diversität und Ökosystemleistungen umfassend zu quantifizieren, und basierend auf diesen Erkenntnissen Strategien zu entwickeln wie Ökosystemmanagement und Gesellschaft mit derartigen Änderungen umgehen können.

Zur Beantwortung dieser Fragen werden Waldlandschaften unter gleichen biogeographischen Bedingungen aber unterschiedlicher Bewirtschaftung (Nationalpark vs. bewirtschaftete Landschaft) in vier mitteleuropäischen Ländern untersucht. In einem interdisziplinären Ansatz wird für dieses Netzwerk von Studienlandschaften mittels Jahrringanalysen das Störungsregime der letzten Jahrhunderte rekonstruiert, die Ausdehnung aktueller Störungen auf Basis von Fernerkundungsdaten ermittelt sowie mögliche zukünftige Entwicklungen mittels Computersimulation abgeschätzt. Darauf aufbauend werden die Auswirkungen von sich ändernden Störungsregimes auf Biodiversität sowie deren Wirkungen auf Ökosystemleistungen wie Holzproduktion, Kohlenstoffspeicherung oder Wasserrückhalt abgeschätzt. In Zusammenarbeit mit Stakeholdern werden basierend auf Simulationsergebnissen Strategien zum Umgang mit Störungen bei unterschiedlichen Bewirtschaftungszielen (Schutz von Artenvielfalt, Bereitstellung von verschiedenen Ökosystemleistungen) erarbeitet. Darüber hinaus werden als Entscheidungsunterstützung für Politik und Katastrophenschutz risikorelevante Ergebnisse auf regionale Ebene skaliert. Das Projekt wird so nicht nur das Verständnis von Störungsprozessen sowie deren Berücksichtigung im Ökosystemmanagement fördern, sondern auch konzeptionelle und methodische Fortschritte in Hinblick auf den Umgang mit Risiko und Resilienz bei abrupten Umweltänderungen liefern.

Dr. Seidl promovierte 2008 an der BOKU (sub auspiciis) und ist nach mehreren Jahren im Ausland seit 2012 wieder an der Universität für Bodenkultur tätig. Aktuell ist er Assoziierter Professor für Waldökosystemmanagement am Institut für Waldbau. Die Laufzeit des START Projekts beträgt sechs Jahre und wird mit bis zu 1,2 Mio. Euro gefördert.


09.06.2015