Alt-Rektorin Ingela Bruner verstorben


Dipl.Ing. Dr.techn. Ingela BRUNER, Rektorin der BOKU von 2007 bis 2009 und damit auch die erste Frau im Rektorsamt an einer österreichischen Universität, ist am 8. April 2014 nach langer schwerer Krankheit in Wien verstorben.

Ingela Bruner wurde am 12. August 1952 in Kristianstad (Schweden) geboren. Bedingt durch die berufliche Tätigkeit ihres Vaters, eines kanadischen UN-Diplomaten, wuchs Ingela Bruner in verschiedenen Staaten (Schweden, Kanada, Syrien, Libanon, Österreich, Frankreich) auf.

Sie studierte zunächst an der University of Toronto und anschließend an der TU Wien Maschinenbau. 1979 promovierte sie als erste Frau in Österreich in dieser Fachrichtung zur Doktorin der Technischen Wissenschaften.

Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit im Institut für Verbrennungskraftmaschinen waren Fragen des Energieverbrauchs, der Abgasemissionen und des Fahrverhaltens.

Ab 1980 arbeitete sie (mit Unterbrechungen für ihre universitären Tätigkeiten) für die OMV und stieg innerhalb dieses Konzerns bis zur Direktorin und Leiterin des Bereiches Forschung – Entwicklung – Anwendung auf.

Im September 1994 wurde sie als Vizepräsidentin ins Führungsteam der neu errichteten Donau-Universität Krems berufen und leitete ab 1. Oktober 1996 bis Jahresende 1998 als geschäftsführende Präsidentin allein den Aufbau und den Betrieb dieser neuen Weiterbildungsinstitution.

1996 wurde ihr zusätzlich zu ihrer kanadischen Staatsangehörigkeit auch die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen.

Ab 2002 war sie Senatsmitglied der Christian Doppler-Gesellschaft – einer auch für Aktivitäten und Erfolge der BOKU-Forschung besonders wichtigen Institution – und von 2003 bis 2007 Mitglied des Universitätsrates der Veterinärmedizinischen Universität Wien. An der BOKU war sie in der Zeit vor ihrer Wahl zur Rektorin schon Mitglied der Schiedskommission. Ab 2007 fungierte sie auch als stv. Vorsitzende des Wissenschafts- und Forschungsrates des Landes Salzburg.

Im Sommer 2007 wurde sie vom Universitätsrat auf Vorschlag des Senats zur Rektorin der BOKU gewählt und war damals die erste und bis zu ihrem Rücktritt auch die einzige Frau an der Spitze einer österreichischen Universität.

Im Frühjahr 2008 wurde bei Ingela Bruner eine schon fortgeschrittene Krebserkrankung diagnostiziert, Bruner übte jedoch ihr Rektorsamt zunächst noch in nahezu vollem Umfang weiter aus. Im Jänner 2009 trat Bruner – nicht zuletzt im Zusammenhang mit Differenzen mit dem Senat und mit dem Universitätsrat – als Rektorin zurück.

Ihrem Geburtsland Schweden, dem Ingela Bruner immer verbunden blieb, diente sie von 2010 bis 2013 als Präsidentin der Österreichisch-Schwedischen Gesellschaft.

In Ingela Bruners Amtszeit fielen wichtige Weichenstellungen in Verhandlungen mit der Stadt Wien und mit dem Land Niederösterreich für die damals in Planung bzw. in Ausführung befindlichen BOKU-Neubauten in der Muthgasse (VIBT) und in Tulln. Vor allen ihr sind wesentliche Erfolge in Richtung einer Verbesserung der räumlichen Kapazität und der Nutzungsmöglichkeiten des Neubaues in Tulln zu verdanken. Am Standort Türkenschanze konnte sie Bewegung in die schon lange offene Frage des Verfügungsrechts bzw. der Eigentumsübertragung am Simony-Haus bringen. Diese Verhandlungen waren insofern erschwert, als der BOKU damals durch die Leistungsvereinbarung mit dem BMWF mehrere Verpflichtungen zu Budgetumschichtungen auferlegt waren, die die fachliche Weiterentwicklung der BOKU zu Gunsten der Neubauten sehr gebremst hätte.
     
Ein besonderes Anliegen war es ihr – auch als dem für die Lehre zuständigen Rektoratsmitglied - in allen Altersstufen die Neugier und das Verständnis sowie die Begeisterung für die Naturwissenschaften und die Technik zu wecken. In diesem Zusammenhang ist auch zu sehen, dass sich Bruner nachdrücklich gegen Zugangsbeschränkungen zum Universitäts-Studium ausgesprochen hat.

Bruner bemühte sich auch um eine Verbesserung des Verhältnisses zur Vertretung der Studierenden und gab die Zusicherung zur Weiterführung von BOKU-typischen studentischen Selbstverwaltungsinitiativen wie z.B. TÜWI oder Hofladen trotz geplanter Baumaßnahmen. Ein besonderes Anliegen war Ihr sowohl an der BOKU als auch im Rahmen der Universitätenkonferenz die damals neue Idee einer Kinder-Uni bzw. der KinderBOKU.

Dass sich Ingela Bruner für die Gleichbehandlung der Geschlechter und für die Frauenförderung besonders eingesetzt hat, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Die fachliche Qualifikation war für sie aber auch in diesem Zusammenhang unverzichtbar.

In der Entwicklungsplanung der BOKU konnte Ingela Bruner nur mehr den Startschuss für eine Anpassung der Schwerpunktbildung und damit auch für eine Neuausrichtung zahlreicher Professuren geben und einen Prozess der Überarbeitung der Curricula für das von der BOKU schon sehr früh umgesetzte Bologna-Studiensystem einleiten.

Wir danken Ingela Bruner für ihre zeitlebens enge Verbundenheit mit der BOKU.


10.04.2014