Biodiesel ist eine der Möglichkeiten um Erdöl durch erneuerbare Rohstoffe zu ersetzen. Bei seiner Herstellung aus Pflanzenöl fallen als Nebenstrom etwa 10% Glycerin an – auch dieses kann einer gewinnbringenden Verwendung zugeführt werden und so die Wirtschaftlichkeit derartiger Prozesse maßgeblich erhöhen. 

BMWFW fördert Forschung zur mikrobiellen Umwandlung von Glycerin 

Das neue, vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) geförderte und an der Universität für Bodenkultur Wien beheimatete Christian Doppler-Labor für Glycerin Biotechnologie entwickelt deshalb Technologien zur mikrobiellen Umwandlung von Glycerin in vielfältige Wertstoffe. Von besonderem Interesse sind dabei Grundstoffe für die Kunststoffherstellung oder Lösungsmittel - also Substanzen, die zurzeit noch vorwiegend aus Erdöl hergestellt werden.

„Im internationalen Wettstreit der Ideen sind Forschungseinrichtungen wie das neue Christian Doppler-Labor besonders wichtig, weil sie neues Wissen marktfähig und damit für Unternehmen nutzbar machen. Das sichert Wachstum und Arbeitsplätze am Standort Österreich", unterstreicht Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsminister Dr. Reinhold Mitterlehner die Bedeutung des Förderprogramms.

Mikroorganismen als industrietaugliche Zellfabriken

Im neuen CD-Labor sollen verschiedene Ansatzpunkte den Weg zur Herstellung künftiger Produkte aus Glycerin ebnen; im Zentrum stehen dabei zwei Mikroorganismen: das Milchsäurebakterium Lactobacillus diolivorans und die Hefe Yarrowia lipolytica. Beide Mikroorganismen haben sich bereits als industrietaugliche Zellfabriken bewährt. Der Firmenpartner des CD-Labors, die Vogelbusch GmbH, etablierte beispielsweise mit Hilfe von L. diolivorans einen Prozess zur Herstellung eines wichtigen Grundstoffes für Kunstfasern. 

In Zukunft wird es darum gehen, das Produktspektrum dieser Organismen zu erweitern. Dazu sind grundlegende Fragen über Stoffwechselvorgänge zu klären: Ein Kernpunkt ist hier die Erforschung des Zusammenspiels von Struktur und Aufbau der Mikroorganismen mit dem Stoffwechsel. So kann die untersuchte Hefe einzellig wachsen oder mehrzellige Strukturen ausbilden. Je nachdem in welcher Form sie wächst, ändert sich das Spektrum der gebildeten Produkte. „Dass es diesen Zusammenhang gibt, ist schon lange bekannt; über die genauen molekularen Grundlagen wissen wir aber überraschend wenig“, merkt Dr. Michael Sauer, der Leiter des neuen CD-Labors, an. 

Stichwort: Christian Doppler-Labors

In Christian Doppler Labors wird anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf hohem Niveau betrieben; hervorragende WissenschafterInnen kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als Best-Practice-Beispiel.

Christian Doppler Labors werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert. Wichtigster öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW).

Kontakt / Rückfragen: 

Priv. Doz. Dr. Michael Sauer 
CD-Labor für Glycerin Biotechnologie
Department für Biotechnologie
BOKU – Universität für Bodenkultur Wien
1190 Wien, Muthgasse 18
Off.: +43 1 3189900401
e-mail: michael.sauer@boku.ac.at