Auswirkungen des Klimawandels in Österreich (14.10.2008)

Aktuelle Ergebnisse aus dem Forschungsprogramm StartClim

In StartClim setzen sich ForscherInnen seit Anfang 2003 mit dem Klimawandel und seinen Folgen in Österreich auseinander. Die Ergebnisse aus den im Sommer 2008 abgeschlossenen StartClim-Projekten zeigen anhand von Fallbeispielen mögliche Auswirkungen auf Wirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Gesundheit, Tourismus und Energiewirtschaft.

Klimawandel: Auswirkungen auf Energiewirtschaft und Tourismus
Der für Klimaanalysen unentbehrliche qualitätsgeprüfte meteorologische Datensatz wurde um die tägliche Schneehöhe erweitert. Eine Analyse der letzten 50 Jahre ergab, dass sich die Dauer der Winterschneedecke und die Zahl der Tage mit Schneedecke an den Stationen im Süden Österreichs fast überall signifikant verringert haben. Im Norden hingegen gab es mehrere Stationen ohne signifikante Veränderungen.

Bei einem Klimaszenario mit wärmeren trockeneren Sommern und geringfügig wärmeren, niederschlagsreicheren Wintern zeigt sich am Fallbeispiel des stark vergletscherten, hoch gelegenen Einzugsgebiet Gepatschalm in Tirol, dass durch stärkeres Abschmelzen der Anteil der Gletscherschmelze am Gesamtabfluss von 16 % auf 38 % steigt. Ab ca. 2030 geht das Schmelzwasser aufgrund des Schrumpfens der Gletscher wieder zurück. Bei kleineren Gletschern tritt dieser Effekt bereits früher auf. Damit erweist sich das Abflussverhalten von Gletschern in der Nähe von Speicherkraftwerken als energiepolitisch relevant.

Mittelfristig eröffnet der Klimawandel Chancen für eine Verlängerung der Sommersaison sowie eine verstärkte Orientierung auf Ganzjahrestourismus. Durch die größere Attraktivität höher gelegener Regionen werden allerdings immer mehr ökologisch sensible Regionen in Anspruch genommen.

Klimawandel: Auswirkungen auf Gesundheit

In den letzten zwei Jahrzehnten stieg die Zahl der Neuerkrankungen mit bösartigen Melanomen kontinuierlich an, Männer sind stärker betroffen als Frauen. Diese Zunahme dürfte zumindest teilweise auf erhöhte UV-Strahlung als Folge des Ozonabbaus in der hohen Atmosphäre zurückzuführen sein. Durch das Verbot Ozon schädigender Substanzen hat sich die Ozonkonzentration in der Höhe leicht stabilisiert. Offen ist allerdings noch die Frage, wie sich der Klimawandel auf diese Entwicklung auswirken wird. Jedenfalls kann der erwartete Rückgang der Bewölkung in den Sommermonaten zu einer weiteren Erhöhung der UV-Belastung am Boden führen.

Klimawandel: Auswirkungen auf Land- und Forstwirtschaft

Die Schädlingsfauna in der österreichischen Landwirtschaft verändert sich vermutlich als Anpassung an den Klimawandel. Um rechtzeitig reagieren zu können, wurde ein systematisches Monitoringsystem der Schädlingsfauna in der Landwirtschaft ausgearbeitet.

Wo die Waldgrenze sich durch Klimawandel und geänderte Form der Landbewirtschaftung nach oben verschiebt, verlieren die Böden Kohlenstoff. An einem gut dokumentierten Wald in Obergurgl in Tirol konnte gezeigt werden, dass der Boden in den neu bewaldeten Gebieten kohlenstoffärmer ist als vor der Bewaldung. Dies kann weit reichende Auswirkungen auf die österreichische Kohlenstoffbilanz haben.

Klimawandel: Auswirkungen auf Wirtschaft

Zur Abschätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels wurde ein Modell entwickelt, das auf regionaler Ebene die Interaktion zwischen Klimawandel, seinen physischen und sozioökonomischen Folgen und politischen Maßnahmen erfasst. Mit diesem Modell konnte gezeigt werden, dass sich durch Vermeidungspolitik die regionale Wertschöpfung um bis zu 3 % erhöhen kann, wenn die Wohnbausanierungsrate und der Ausbau der Biomasse erhöht werden.

Stichwort: Forschungsprogramm StartClim
StartClim wurde als Reaktion auf die Hochwasserereignisse 2002 mit dem Ziel gegründet, Folgen des Klimawandels zu untersuchen und Gegenmaßnahmen zu entwickeln. In Projekten mit einer Laufzeit von zehn Monaten betrieben bisher ca. 90 österreichische WissenschafterInnen Klimafolgenforschung. Die wissenschaftliche Projektleitung von StartClim liegt bei Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb vom Institut für Meteorologie der Universität für Bodenkultur Wien, verwaltet wird StartClim vom Umweltbundesamt. Finanziert wird StartClim von: BMLFUW, BMWF, BMGFJ, BMWA, Österreichische Nationalbank, Österreichische Hagelversicherung, Umweltbundesamt, Verbund Austrian Hydro Power AG.

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Kontakt / Rückfragen:

Mag. Ingeborg Schwarzl
Institut für Meteorologie der BOKU Wien
01/47654-5618
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Mag. Ingeborg Zechmann
Pressestelle Umweltbundesamt
mobil 0664/611 90 94,
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