Wildwanderungen der anderen Art (14.05.2007)

Vor zwei Jahren gelangte der Rothirsch "Burlei" von Oberösterreich nach Bulgarien. Dort wurde der kapitale 42-Ender für einen fünfstelligen Betrag von einem Jäger erlegt. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, sieht man von der lange Wanderstrecke und den hohen Abschusskosten ab. Burlei aber war eigentlich ein zahmer Gatterhirsch mit „Weltrekordgeweih“ und musste die unfreiwillige „Wanderung“ im Autoanhänger hinter sich bringen sich. Die Geschichte kam in die Schlagzeilen und die kriminellen Machenschaften dahinter zum Vorschein.

Wie viele seiner Artgenossen wurde Burlei in einem der vielen österreichischen Wildgatter gezüchtet und wahrscheinlich mit dem einen oder anderen nicht wirklich offiziell erhältlichen Mittelchen gedopt - weil so kapitale Stangen mit 42 Enden gibt’s in freier Wildbahn äußerst selten bis gar nicht. „…außer in Bulgarien!“ wie sich unser passionierter Jäger dachte, als man ihm so ein Prachtexemplar ebendort für sehr teures Geld zum Abschuss anbot. Pech gehabt: Der erlegte Hirsch war Burlei, den man extra dafür vom wohlbehüteten österreichischen Gatter in die vermeintlich freie bulgarische Wildbahn gekarrt hatte. Eine lukrative Wildwanderung der anderen Art und beileibe kein Einzelfall, wie man hört. Übrig bleibt unser Jägersmann, der so um etliche tausend Euro betrogen wurde und ein imposantes Rothirschgeweih - letzteres hängt jetzt in der Bibliothek des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der BOKU Wien und wird dort als Mahnmal für Trophäensucht im Lehrbetrieb eingesetzt.

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Univ. Prof. Dipl. Biol. Dr. Klaus Hackländer
BOKU-Department für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung
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