Als Irrgast bezeichnen Ornithologen einen Vogel, der gelegentlich in Gebieten fernab seines angestammten Lebensraums erscheint. Auch Wissenschaft und Kunst müssen gelegentlich (ent)gegenfliegen, ihr angestammtes Gebiet verlassen oder zumindest die Grenzen aufmachen. Symposium und Ausstellung …

HALLO IRRGAST – Ausnahmegäste in Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft

Als Irrgast bezeichnen Ornithologen einen Vogel, der gelegentlich in Gebieten erscheint, die weit entfernt von seinem eigentlichen Brutareal, Zugweg oder Überwinterungsgebiet liegen. Wissenschaft und Kunst beflügeln einander. Dazu müssen sie gelegentlich (ent)gegenfliegen, ihr angestammtes Gebiet verlassen oder zumindest die Grenzen aufmachen.

Das Symposium „Hallo Irrgast –Ausnahmegäste in Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft“ baut auf dem Buch „Zugunruhe“ (Sonderzahl-Verlag) auf, in dem die Migration von Vögeln und Menschen durch Beiträge aus Kunst, Literatur, Naturwissenschaft, Soziologie, Philosophie und den Abbildungen bestehender Werke und Projekte zum Thema thematisch verbunden wird. Es verwendet die Sprache der Ornithologie in ihrem Titel; nimmt sie als eine Analogie, um Bilder im Kopf zu erzeugen und zur Reflexion anzuleiten.

Von „Zugunruhe“ sprechen wir, wenn Zugvögel – genetisch bedingt – sich auf ihre Richtung einstellen und heftig im Sitzen zu flattern beginnen, bevor sie abfliegen in ihr Gebiet, aus dem sie intuitiv wieder zurückkehren werden. Und ein „Irrgast“ ist ein solches Individuum, aber fernab von der vorgesehenen Flugroute. Warum also diese geborgten Vokabeln? Menschen wirken, sozusagen aus der Vogelperspektive, wie fehlgeleitet, suchen Ergänzung, Sinn, Profit; und sie bilden eine Ausnahme, sie agieren eben nicht (nur) intuitiv und verfliegen sich oft in ihren Gedanken. Der Faktor Reflexion, der bei den Vögeln unnötig ist, scheint innerhalb der komplexen Gesellschaften in einer globalen Welt heute dringend notwendig geworden zu sein. Der Reflexion ist daher genügend Zeit einzuräumen; noch bevor die Welt materiell zu rasch verbraucht ist. Kunst hat, genauso wie auch die Wissenschaft, Diagnosefunktion, Erkenntnisfunktion. Zugunruhe ist ein Faktum, das der Migration innewohnt. Alles migrierte in unserer veränderlichen Welt schon immer, Bewegung liegt allem Werden zugrunde. Doch der Vogelzug löst unsere Sehnsucht nach der Utopie aus.

Symposium (28.10.2010, Aula Schwackhöfer-Haus) Ausstellung (29.10.-18.11.2010, BOKU-Bibliothek) Detaillierte Informationen Ausführliches Programm


20.09.2010