Alternative zu konventionellen Influenza-Impfstoffen


Der Ausbruch der “Schweinegrippe" unterstreicht die Bedeutung einer schnellen und ausreichenden Versorgung der Bevölkerung mit Impfstoffen. Eine neue BOKU-Studie stellt eine effiziente Alternative zu konventionellen Influenza-Impfstoffen vor.

Der Ausbruch der sogenannten “Schweinegrippe" oder "neuen Grippe/H1N1” im April 2009 unterstreicht die Bedeutung einer schnellen und ausreichenden Versorgung der Bevölkerung mit pandemischen und saisonalen Influenza-Impfstoffen. Dies ist mit herkömmlichen Herstellungsverfahren (in Hühnerembryonen, eine Dosis pro Ei) schwer zu gewährleisten - weswegen alternative, auf Zellkultur (z.B. Celvapan, Firma Baxter) oder virus-ähnlichen Partikeln (VLPs) basierende Verfahren entwickelt wurden. Eine neue BOKU-Studie der Arbeitsgruppe von Prof. Reingard Grabherr am VIBT ( http://www.systemsbiology.at/ ) demonstriert, dass die Verwendung von rekombinant in Insektenzellen hergestellten Influenza VLPs eine äußerst schnelle, sichere und effiziente Alternative zu konventionellen Influenza-Impfstoffen darstellt. Die eingesetzten virus-ähnlichen Partikel haben die äußere Struktur von Influenzapartikeln, ihnen fehlt jedoch die gesamte genetische Information, wodurch sie sich nicht vermehren können. Die erste Charge pandemischer H1N1 VLPs (swine-originA/California/04/09) für immunologische Tests in Mäusen konnte innerhalb von 10 Wochen hergestellt werden. Die Produktion eines Mock-Up Impfstoffs (wie Celvapan) wäre in diesem Zeitraum möglich. Das bedeutet, dass mit dem an der BOKU entwickelten Verfahren deutlich schneller auf eine pandemische Situation  reagiert werden könnte als mit herkömmlichen Herstellungsverfahren. Weiters lassen sich mit dem Verfahren viele Nachteile von herkömmlichen Influenza-Impfstoffen, wie etwa limitierte Produktionsmengen, allergische Reaktionen der Impflinge gegen Hühnereiweiß, Ausbeuteprobleme und schlechtes Wachstum vieler Virusisolate und Kontaminationen vermeiden. Die erhobenen immunologischen Daten in Mäusen zeigten eine starke Immunantwort gegen den neuen H1N1 Influenzastamm - ohne jeglichen Zusatz von in letzter Zeit in Verruf geratenen Adjuvantien. Des Weiteren zeigten die Mäuse hohe Konzentrationen an "Hämagglutninierungs-inhibierenden" Antikörpern, die einen wichtigen Marker für die Immunität gegen Influenza darstellen. Zusätzlich konnte durch das Testen verschiedener Insektenzelllinien (Spodoptera frigiperda, Trichoplusia ni) die Vakzinausbeute und Qualität signifikant erhöhen. Zusammengefasst repräsentieren Influenza VLPs eine vielversprechende alternativeStrategie zur Herstellung von sicheren und effizienten saisonalen und pandemischen Influenzaimpfstoffen - speziell für neu auftretende Stämme wie die "Schweinegrippe" oder die "Vogelgrippe". Link zum Paper:
http://www3.interscience.wiley.com/journal/123227482/abstract


07.01.2010