Der ACR Woman Award 2013 geht an die Lebensmitteltechnologin Victoria Heinrich für ihre Leistungen im Projekt „CureColour“.

Am 15. Oktober 2013 verlieh die Austrian Cooperative Research (ACR) der 26-jährigen Jungforscherin Victoria Heinrich den ACR Woman Award. Sie ist die vierte und bislang jüngste Wissenschafterin, die mit diesem Preis für ihre Forschungsleistungen ausgezeichnet wird.
  Das Projekt "CureColour" beschäftigte sich mit der Frage, wie die typische Vergrauung bei verpackten Wurstwaren zumindest vermindert werden kann. Hinsichtlich Qualität und Sicherheit wäre dies kein Problem, allerdings werden vergraute Fleischwaren nicht gerne gekauft. Die Schwierigkeit ist Herstellern von Wurst- und Fleischwaren bereits lang bekannt, allerdings betrachtete erstmals "CureColour" das Problem aus einer ganzheitlichen Perspektive. Untersucht wurden die Fütterung der Schweine, die Verarbeitung des Schinkens und die Verpackung. Koordiniert wurde das Projekt vom Lebensmittel Cluster Niederösterreich/Ecoplus. Die Boku-Absolventin Heinrich fand sich in einem kollektiven Forschungsprojekt mit ForschungspartnerInnen in Slowenien, Deutschland und Österreich sowie mehr als einem Dutzend namhafter Betriebe der österreichischen Fleischindustrie wieder. Bei "CureColour" stellte sich heraus, dass der Sauerstoffgehalt in der Verpackung in Kombination mit der Einstrahlung von Licht für die Vergrauung entscheidend ist. "Durch die Fütterung der Schweine mit Antioxidantien wie Rosmarin oder Vitamin E oder auch durch die Verwendung von pflanzenbasierten Zusatzstoffen bei der Produktion kann der Schinken 'robuster' gemacht werden", sagt Heinrich. Eine besonders wirksame Stellschraube sei aber die Verpackung. Durch Vakuumisierung, eine präzisere Einschleusung von CO2 und Stickstoff in eine modifizierte Atmosphäre und die Beigabe von sauerstoffabsorbierenden Stoffen ("aktive Verpackungen") lässt sich der Sauerstoffgehalt in der Verpackung auf den gewünschten Wert von unter 0,5 Prozent bis zu unter 0,2 Prozent senken. Gestaltet man die Verpackung darüber hinaus noch so, dass möglichst wenig Licht eindringt, wird die Vergrauung deutlich verzögert. Victoria Heinrich hofft, dass die Forschungsergebnisse auch dazu beitragen, dass weniger "tadellose" Lebensmittel weggeworfen werden. Dieser Effekt war auch für die Jury ein Kriterium bei der Entscheidung für die Preisträgerin 2013. Heinrich arbeitet zurzeit am am Department für Lebensmittelwissenschaften und Lebensmitteltechnologie der BOKU an ihrer Dissertation und am Abschluss ihres zweiten Masters "Safety in the Food Chain". Als BOKU-Absolventin sieht die Niederösterreicherin vor allem die "breiten Entfaltungsmöglichkeiten in der Naturwissenschaft" und fühlt sich eher "durch Taten und Erkenntnisse" anderer Forscherinnen und Forscher motiviert als durch bestimmte Vorbilder. Was die Situation von Frauen in der Forschung betrifft, ist die junge Wissenschaftlerin mehr als optimistisch: "Frauen können heute viel leichter viel weiter nach oben kommen als früher. Auszeichnungen wie der Woman Award sind aber sehr wichtig, um der Gleichberechtigung den Feinschliff zu geben." Der Preis Seit 2010 verleiht die Austrian Cooperative Research (ACR) den ACR Woman Award an eine Forscherin in einem naturwissenschaftlich-technischen Beruf. Ziel der ACR ist es, mit diesem Preis die individuelle Leistung der ausgezeichneten Wissenschaftlerin sichtbar zu machen und der immer noch bestehenden Unterrepräsentanz von Frauen in Naturwissenschaft und Technik entgegenzuwirken. Der ACR Woman Award wird in Kooperation mit dem Wirtschaftsministerium im Rahmen der jährlichen ACR Enquete vergeben. Die eingereichten Anträge werden hinsichtlich Entwicklungspotenzial der Wissenschaftlerin, Innovationsgehalt und praktische Anwendbarkeit der Forschungsergebnisse beurteilt. Die Gewinnerin erhält 2.000 Euro, die für Aus- und Weiterbildung gewidmet sind.


21.10.2013