Das Magazin "Nature" berichtet über Forschungen, an denen Johann Sölkner (Nutztierwissenschaften) beteiligt ist.

Der „Nature“-Beitrag „Serial translocation via circular intermediates underlies color-sidedness in cattle“ widmet sich einem bislang nicht beobachteten Mechanismus der Vererbung, der zu einer besonderen Art der Scheckung von Rindern führt. Ein großer Teil eines Gens namens KIT, das für die Fellmusterung bei vielen Tierarten verantwortlich ist, ist bei Tieren mit dieser Musterung neben der ursprünglichen Position am Chromosom 6 auch auf Chromosom 29 zu finden. Diese eigentlich unvollständige und bei der Translokation von 6 auf 29 „verdrehte“ Kopie von KIT ist verantwortlich für die Scheckung mit Weißfärbung entlang der Wirbelsäule und des Bauchs und einer Mischfärbung mit vielen kleinen Punkten entlang der Grenzen zwischen weiß und dunkel gefärbten Teilen des Fells. In Österreich findet man diese seltene Art der Scheckung bei Pustertaler Sprintzen, einer gefährdeten Rasse. Johann Sölkner (Nutztierwissenschaften) organisierte den Transfer der DNA von Tieren dieser Rasse zu Molekulargenetikern aus der Schweiz und aus Belgien, die sich mit der genetischen Entschlüsselung dieses Farbmusters beschäftigten. Sein wesentlicher Beitrag war allerdings, dass er im Rahmen seiner Arbeiten in Äthiopien zu ganz anderen Themen auch Rinder mit dieser Scheckung sah und die Blutabnahme bei rund 20 Tieren und den Transfer dieses Bluts nach Europa arrangierte. Diese genetisch weit von österreichischen, schweizerischen und belgischen Rindern entfernten Tiere waren äußerst wichtig bei der Aufklärung und der Bestätigung des Translokations-Mechanismus. Die Forscher waren besonders überrascht, bei einem Teil der untersuchten Rassen eine Rück-Tanslokation eines wiederum verkürzten Teils des Gens von Chromosom 29 in die Nähe der Position von KIT auf Chromosom 6 zu finden. Sölkner sieht diese Arbeit ganz besonders im Sinne Gregor Mendels, der ja die Grundlagen der Vererbung über Beobachtungen an grünen und gelben Erbsen sowie weißen, rosafarbenen und roten Ackerwinden entdeckte. Der Artikel wurde am 2. Februar 2012 - dem Tag, an dem die BOKU ihr 140-jähriges Bestehen feierte - im Magazin „Nature“ veröffentlicht. Zum Artikel in "Nature":
http://www.nature.com/nature/journal/v482/n7383/full/nature10757.html?WT.ec_id=NATURE-20120202 Mehr zum Thema:
http://science.orf.at/stories/1694052/ Kontakt / Rückfragen:
Prof. Dr. Johann Sölkner
Institut für Nutztierwissenschaften am
Department für Nachhaltige Agrarsysteme der BOKU Wien
(01) 47654 3271
johann.soelkner(at)boku.ac.at Pustertaler Sprintzen-Kalbin


02.02.2012