Am 2. BOKU-Nachhaltigkeitstag wurde eine der Parallel-Sessions dem Thema Bioökonomie & Nachhaltigkeit gewidmet. Die Session wurde im Rahmen der strategischen Kooperation BOKU-Umweltbundesamt organisiert und von Helga Kromp-Kolb (Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit, BOKU Wien) und Sepp Hackl (Abt. Nachhaltige Entwicklung, Umweltbundesamt) moderiert. Ziel war, zum Bioökonomie-Verständnis im Allgemeinen und zur Bioökonomie-Entwicklung der BOKU im Speziellen beizutragen.

Impulsreferate

Bioökonomie will die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen reduzieren und diese sukzessive durch biobasierte Rohstoffe ersetzen, das betrifft technische Produkte ebenso wie die Energiefrage. Die Impulsgeber brachten ihre Perspektiven aus vier verschiedenen Umfeldern ein:

Josef Glößl, Vizerektor für Forschung der BOKU Wien, stellte die zentrale strategische Linie der BOKU anhand der historischen Entwicklung dar, so auch die proaktive Integration bioökonomischer Themen in Forschung und Lehre als Reaktion auf die gesellschaftlichen Herausforderungen und Bedarfe.

Franz Fischler, Präsident des Europäischen Forum Alpbach, griff den europäischen Kontext auf: Die EU befördere in vielen Fonds die Bioökonomie prioritär, in einigen regionalen Regierungen wurde die Bioökonomie zur Nummer-Eins-(Industrie)-Strategie deklariert, und Industriepolitik und Innovations­förderung wurden konsequent ausgerichtet.

Helmut Gaugitsch, Umweltbundesamt Abt. Landnutzung & Biologische Vielfalt, adressierte Chancen und Risiken für eine nachhaltige Entwicklung. Er orientierte sich am Verständnis einer nachhaltigen Wirtschaftsform, bei der Bioökonomie als ernstzunehmendes Instrument für die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu betrachten sei und gleichzeitig Problemfelder und Risiken gegenüber der ökologischen Systeme früh genug zu antizipieren seien.

Thomas Lindenthal, Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit BOKU Wien, beschrieb den Diskussionsprozess an der BOKU als besonders wichtig, er müsse mit dem Thema Nachhaltigkeit eng verzahnt sein, um erfolgreich zu sein. Sehr konkrete Herausforderungen seien zu erwarten, darunter das Flächenthema, genauso aber Lebensstil und Verbrauch. Er sieht Österreich als Vorreiter im systemischen und breiten Zugang, auch bezüglich einer Vielfalt durch Kooperation.

 Reflexionen

Die Impulsgeber reflektierten über die Inhalte und Themen der Diskussionen beim World Café und beobachteten großes Interesse und Engagement der Teilnehmenden. Wiederholt adressiert wurden die Einbindung der Gesellschaft in die Bioökonomie-Themen und -Forschung und der Transfer von Ergebnissen in die Praxis. Die bessere Ausrichtung der Forschung auf Marktnachfragen ebenso wie bedarfsorientierte Produktion und komplementäre Mehrfachnutzung erschienen den DiskutandInnen wichtig. Die Diskussionen mündeten immer wieder in ökonomischen Komponenten: die gegenwärtige allgemeine Wirtschafts­orientierung  wurde vielerorts hinterfragt und Bioökonomie als Alternative in den Raum gestellt.

Die Bedeutung von Bildung und Bewusstseinsbildung sowie von Kommunikation für die Bioökonomie und für die Implementierung bioökonomischer Produktions- und Wirtschaftsweisen  wurde besonders hervorgehoben. Wichtig erschien die Vermittlung kritischen Verständnisses auch in der Bioökonomie-bezogenen Curricula­entwicklung. In diesem Sinne wurden BOKU-Studierende als BotschafterInnen der Bioökonomie und künftige Multiplikatoren wahrgenommen.

Worldcafe-Tischdiskussionen

Im World Café wurden drei übergeordnete Fragen zur Diskussion gestellt, die in den TeilnehmerInnen-Gruppen Tisch-spezifisch zu möglichen Beiträgen zu Biodiversität, Wirtschaftswachstum, Klimawandel und Boden- und Flächenmanagement debattiert wurden:

  1. „Wie will Bioökonomie den großen gesellschaftlichen Herausforderungen begegnen? Unter welchen Voraussetzungen kann das funktionieren?“
  2. „Wovon muss sich Bioökonomie abgrenzen und worauf muss sie achten, wenn sie nachhaltig sein will?
  3. „Wie umreißen wir an der BOKU eine nachhaltige Bioökonomie?"  (Was soll die Boku tun? Was soll im Entwicklungsplan stehen, um sicherzustellen, dass die Bioökonomie nachhaltig wird? Was soll der Beitrag der BOKU sein zur Bioökonomieentwicklung und insgesamt zu einer Transformation der Gesellschaft und Wirtschaft?)

Die Diskussionsrunden formulierten zu Ihren Diskussionsergebnissen Messages-to-Go, die letztlich über eine Punktevergabe zu einer Prioritätenreihung geführt wurden. Zusammenfassend lassen sich daraus folgende Botschaften weitergeben:

  • Bioökonomie könne unter den Voraussetzungen regionaler Autarkie und einer Neudefinition des BIP funktionieren. Sie wird als Chance für eine Wirtschaft ohne Wachstum gesehen.
  • Um nachhaltig zu sein, müsse sich Bioökonomie von Wachstum abgrenzen und auf Entwicklung, verkürzte Supply Chains und regionale Biodiversität achten. Flächen und Ressourcen seien begrenzt, Ideen nicht.
  • Die Ökonomie müsse von der Natur lernen. Der Beitrag der BOKU zur Bioökonomie-Entwicklung liegt im ganzheitlichen Ansatz und in stärkerer Kommunikation in und über Forschung und Lehre. Die BOKU-Studierenden können und sollen BotschafterInnen der Bioökonomie werden.

 

Zusammenfassung